Seit Jahrhunderten gibt es Menschen, die Lieder machen. Also auf eine Melodie einen Text verfassen oder anders herum. In Deutschland kam dies im Hochmittelalter so zwischen dem 11. bis 13. Jahrhundert im Adel auf und nannte sich Minnesang. Wie bei der Jagd ein großes Tier zu erlegen oder im Turnier einen Sieg zu erringen, war das Schreiben und Vortragen von Liedern zur Minne und der sich damit einstellende Erfolg, Reputation für den jeweiligen Ritter. Themen dieser Zeit waren natürlich die Verehrung hochgestellter Damen oder die Jagd und Szenen aus dem ritterlichen Leben. Jedoch auch der Lobgesang für den jeweiligen Fürsten gehörte dazu. Die bekanntesten dieser „Liedermacher“ waren wohl Walter von Vogelweide, Reinmar der Alte sowie Wolfram von Eschenbach. Die damalige Sprache war noch Mittelhochdeutsch. Übermittelt blieben uns die Namen u.a. durch eine schrittweise gewachsene Sammlung mittelhochdeutscher Sangspruchgedichte des 13. Jahrhunderts aus Thüringen, die erstmalig bei Dietrich von Apolda in der „Vita S. Elisabeth“ (entstanden zwischen 1289 und 1297) als „Sängerkrieg auf der Wartburg“ Erwähnung fand. Dort wurde ein solches Ereignis auf das Jahr 1206 datiert. Die Brüder Grimm leiteten in ihren „Deutschen Sagen“ 1816 die Beschreibung dieses Ereignisses wie folgt ein: "Auf der Wartburg bei Eisenach kamen im Jahr 1206 sechs tugendhafte und vernünftige Männer mit Gesang zusammen und dichteten die Lieder, welche man hernach nennte: den Krieg zu der Wartburg".
Ob es nun wirklich nur Spruchdichtung oder ein reales Ereignis war, ist bis heut noch nicht geklärt. Ich selbst glaube eher an die Dokumentation eines realen Ereignisses. Jedoch sind neben den drei oben genannten realen Personen noch drei weitere genannt, deren Herkunft nicht festgehalten wurde bzw. verleugnet wird. Dies ist der Schreiber der Burg, Klingsor von Ungerlant und Heinrich von Ofterdingen. Ich habe mir darüber Gedanken und meinen eigenen "Reim" gemacht. So entstand das nachfolgende Lied.
Heinrich von Ofterdingen
Es war um Zwölfhundertnochwas
im schönen thüringer Land.
Der dortige Fürst - Hermann hieß er,
wohl seine Melder entsandt.
Sie sollten die besten Sänger
einladen zum Liederwettstreit
anlässlich der Fürstin Geburtstag
von überallher, weit und breit.
Aus deutschen Landen kamen
die besten Sänger der Zeit
hoch auf die Wartburg geritten,
die Harfe und Laute bereit.
So kam der Walter aus Würzburg
von der Vogelweide, er heißt
und aus Hagenau im Elsaß
ist Reinmar der Alte gereist.
Von Eschenbache aus Franken,
der Wolfram, im samtenen Kleid -
nur der tugendhafte Schreiber der Burg,
der hatte es nicht so weit.
Auch ein Heinrich von Ofterdingen
folgte dem fürstlichen Ruf
vom Seitenthale des Neckars,
wo er wohnte und auch schuf.
Sie ritten auf stattlichen Pferden
den Weg auf die Wartburg hinauf.
Nur den Minnesänger Heinrich
trug ein Grautier im langsamen Lauf.
Ein Loblied sollten sie singen,
auf den thüringer Landesherrn.
Ja, welcher Fürst in Deutschland,
hätt´ solche Gesänge nicht gern.
In phrygischer Weise sie sangen -
im Liede Moll und Dur vereint.
Wie herrlich harmonisch so klang es -
der Fürst hat vor Freude geweint.
Jedoch nur der Heinrich lobte
nicht ihn - sondern seinen Herrn.
So sang er in Moll über Herrmann -
in Dur seinem Fürsten so fern.
Der Herrmann ward bitterboese -
gab Befehl für des Barden Tod.
Die Häscher vom Esel ihn holten
und vergruben ihn bei Unkerod´.
Der Schreiber tintete später:
Ofterdingen sei literarisch fiktiv
Ihn hat es niemals gegeben -
wofür sich der Schreiber verbrief.
Was nutzte ihm also sein Singen.
denn wer einen Fürsten belehrt,
der braucht vor allen Dingen -
viel Mut und ein ganz schnelles Pferd.
In der weiteren Folge gab es in Europa nicht nur den Adel, der sich mit der „Liedermacherei“ beschäftigte. Die Spielleute, die zur Musik auch sangen, wurden in Italien Cantautore (Wortmischung aus cantante „Sänger“ und autore „Autor, Komponist), in Frankreich die Troubadoure später die Chansoniers, im Slawischen - speziell im Russischen - die Barden (Bardy) und in Deutschland die Bänkelsänger oder Moritatensänger genannt. Gemein war dabei allen, dass sie sowohl alte überlieferte Lieder, als auch eigene und von anderen aufgenommene Lieder darboten.
Erst gegen Ende des 19ten Jahrhunderts wurde der Begriff Volkssänger etabliert. Volkssänger haben vieles mit Liedermachern gemeinsam, da sie ihre Darbietungen großenteils selbst konzipieren und live vortragen. Auch hintergründige Kritik an Zeitereignissen ist Bestandteil ihrer Auftritte. Sie unterscheiden sich von Liedermachern vor allem durch ihre folklorehafte und humoristische Darstellungsweise.
Friedrich Schiller gebrauchte den Begriff „Volkssänger“ 1791 noch eher abschätzig. Im Unterschied zu den älteren „Harfenisten“, die als gering geschätzte Alleinunterhalter durch die Wirtshäuser zogen, waren die „Volkssänger“ ein Versuch, aus den Unterprivilegierten im Gegenteil Identifikationsfiguren für ihr Publikum zu machen. Der Begriff „Volk“ konnte sich entweder auf die volkstümlichen Inhalte oder einfach nur auf die Popularität der Artisten beziehen.
Mit den „Music Halls“ (deutsch: Singspielhallen) in England und Irland drangen inszenierte folkloristische Veranstaltungen nach 1850 über London und Paris in die deutschsprachigen Städte. Wien, als damals noch größte deutschsprachige Stadt, hatte dabei eine führende Rolle. Am Ende des Jahrhunderts traten München, Berlin und Hamburg hinzu, die mittlerweile auch zu urbanen Zentren geworden waren. Die Singspielhallen waren die „volkstümlichen“ Spielorte für ein gemischtes Unterhaltungsprogramm, während die Varietétheater mehr der Welt des Zirkus ähnelten.
Die Entstehung von Großstädten mit ihrer zunehmenden Anonymität schuf das Bedürfnis nach Ursprünglichem und Bodenständigem. In einem zweiten paradoxen Schritt wirkte diese städtische Mode dann aufs Land zurück. Das moderne „Volkstümliche“ wurde dort offenbar als Befreiung von einengenden Traditionen erlebt.
Um 1900 waren die Volkssängerbühnen weit verbreitet. Zurückgedrängt wurde das Volkssängertum mit dem Aufblühen der Kinos nach dem ersten Weltkrieg und dem Aufkommen des Unterhaltungsrundfunks ab etwa Mitte der 1920er Jahre.
In Amerika gab es ein Revival dieser Kunstform um das Jahr 1965. Man suchte insbesondere für die Darstellungsart von Folkmusikern wie Bob Dylan u.a., welche nun nicht mehr vorwiegend in geschlossenen Räumen sondern open-air (Woodstock) auftraten und ihre eigenen Texte zu eigenen Melodien sangen, einen Begriff. Es wurde der mithin bekannte Begriff des Singer-Songwriters. Die dabei enstehende Folkmusik orientierte sich an Elementen des Country, Blues, Skiffle, Gospel und der traditionellen Weisen der Weltmusik (Pete Seeger).